42 §. 14a. Die Phönizier.
kam, so daß namentlich die Produkte der sidonischen Webe-
reien, der lyrischen Purpurfärbereien und der G l a s -
Hütten von Sidon und Sarephta im ganzen Alterthum all-
gemein gesucht waren: so mußten sie darauf denken, ihren
Waarenvorrathen auch in den fernen Ländern über dem
Meere Absatz zu verschaffen. Daher gründeten sie C o l o n i e e n,
deren Richtung von Osten nach Westen rund um die
Inseln und Ufer des Mittelmeers giengen.
Die frühesten phönizischen Colonicen waren auf C y p e r n,
Kreta, Rhodus und andern (nachher griechischen) Inseln.
Als sodann die Griechen anfiengen, diese Inseln in Beschlag
zu nehmen, wendeten sich die Phönizier weiter westlich und be-
setzten die Küsten von Sizilien, Sardinien, das mitt-
lere Nordafrika, die Balearen und ganz besonders
Spanien, dessen Gold- und Silberreichthum das
Hauptziel ihrer Anstrengungen war, mit unzähligen Pflanz-
städten, unter welchen Gades (Cadir, gestiftet 1100 v. Chr.)
und später Karthago die berühmtesten waren. Sie holten
sogar Zinn von den brittischen Inseln und Bern-
stein von den Ostsee lüften. Auch den arabischen und
persischen Meerbusen befuhren sie neben andern Nationen; ja
im 6. Jahrhundert v. Chr. umschifften sie innerhalb
drei Jahren ganz Afrika. Auf diese Weise kamen die
phönizischen Handelsstädte zu großen Reichthümern, so daß in
der Folge Jesaias mit Recht sagen konnte: „Ihre Kaufleute
sind Fürsten und ihre Krämer die Vornehmsten im Lande."
Zu ihrer Religion trugen die Götzendienste verschiedener
Völker bei, mit denen sie in Verkehr kamen. Doch war die
Verehrung ihres Nationalgottes, des t y r i sch e n H e r k u l e s
(Melkarth), das Band, das nicht nur die Städte in Phöni-
zicn, sondern auch die fernen Colonicen mit dem Mutterlande
in einer gewissen Verbindung erhielt. Außerdem herrschte auch
noch der Dienst des Bel oder Baal und der Dienst der
Ast arte (auch Astaroth, welche mit der griechischen Venus
übereinkam) bei ihnen vor. Der letztere war namentlich bei
den Sidoniern und Tyriern, bei welchen der Hang zum
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§. 78. Die pyrenaische Halbinsel.
219
folgen, die ihren politischen Ansichten irgend im Wege standen,
— so daß man die Inquisition in Spanien nicht eigentlich
als einen Eingriff der geistlichen Macht in die Staatsgewalt,
sondern als „einen königlichen, nur mit geistlichen Waffen
ausgerüsteten Gerichtshof", folglich als ein politisches
Institut betrachten muß. Daher waren alle Inquisitoren
Beamte des Königs, die nur er ein- und absetzen konnte, und
der Vortheil aus allen Gütereinziehungen, welche die Jnqui-
sitionshöfe verhängten, fielen nur der königlichen Kammer an-
heim. Oft -suchten selbst die Päpste vergebens die Strenge
dieses spanischen Gerichts zu mildern.
Als es der Negierung Ferdinand's und Jsabella's auch
gelang, 1492 der maurischen Herrschaft in Granada
ein Ende und Spanien dadurch vollends zu einem einigen
Staate zu machen, war es vorzüglich die Inquisition, durch
welche man die Zwangsbekehrung der Mauren bewerk-
stelligte und gleichzeitig die Juden aus Spanien ver-
trieb,— Maaßregeln, die jedoch weder der Kirche, noch dem
Staate wahrhaft förderlich waren.
Das Königreich Portugal bildete sich im 12. Jahr-
hundert aus einer castilischen Statthalterschaft durch Alfons l
(seit dessen Siege bei Ourique über die Mauren 1139),
und erhielt durch Alfons Iii in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts durch gänzliche Vertreibung der Mauren
den jetzigen Umfang. Durch Alfons Iv den Kühnen. und
Pedro! den Strengen erhob sich Portugal im 14. Jahr-
hundert schon zu bedeutender Macht. — Im Anfänge des
15. Jahrhunderts begannen mit der Auffindung der Inseln
Porto Santo und Madeira die Entdeckungen der Por-
tugiesen, welche Iohann's I dritter Sohn, Heinrich der
Seefahrer, besonders beförderte, so daß 1439 dieazoren
entdeckt, und in der Mitte des 15. Jahrhunderts das grüne
Vorgebirg und Sierra Leone erreicht wurde.
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Extrahierte Personennamen: Alfons Alfons_Iii Alfons_Iv Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Granada Spanien Spanien Portugal Portugal Sierra_Leone
240
§. 66. Entdeckungen und Erfindungen.
anderes dagegen zu bringen, als die tiefste Unstttlichkeit und
ein entstelltes Christenthum. Spanien gründete dort überall
nur ein Reich der Gewalt: „der Boden wurde mit Feuer
und Schwert erobert, Städte mit Feuer und Schwert zerstört,
Hunderttausende der Einwohner durch Feuer und Schwert
vertilgt, selbst das Christenthum mit Feuer und Schwert ver-
breitet." Und so war es kein Wunder, daß sich solche un-
menschliche Ungerechtigkeit und Härte, später
durch furchtbare Strafgerichte an den Spaniern
rächte. (S. §. 105.)
Unterdessen aber hatten die Portugiesen mittels Um-
schiffung des Vorgebirgs der guten Hoffnung durch Vasco
de Gama
1498 den nächsten Seeweg nach Ostindien gefunden, wo sie
nach einiger Zeit durch Al meid a und Albuquerque ver-
schiedene Eroberungen machten und Niederlassungen gründeten;
hatten ferner in Südamerika 1500 durch Cabral Brasi-
lien entdeckt, wo sie sich aber erst 40 Zahre später ansiedel-
ten, — und binnen den Jahren 1519—1522 hatte der Por-
tugiese Ferdinand Magelhäens (iu spanischen Diensten)
die erste Seereise um die Welt gemacht.
Die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien gab dem
Welthandel bald eine neue Richtung, und der Handel von
Venedig, Genua und Pisa, so wie auch der Handel der
deutschen Hansa nahm allmählig an Wichtigkeit ab. (Was
insbesondere die Hansa betrifft, die sich ohnedieß in ihren
Bestrebungen durch die auf Kosten der Städte wachsende
Fürstenmacht gelähmt fühlte (s. §. 76), so gerieth nachher
dieselbe vorzüglich dadurch in Verfall, daß das Haupt der-
selben, Lübeck, in einem angestrengten Kampfe des in ihr
(zwischen 1530 — 40) vorwaltenden demokratischen Geistes
gegen das emporkommende Skandinavien sank, Bremen
aber dem Handel Hollands, und Hamburg dem Londons
erlag, während Venedig's Sinken das von Augsburg
nach sich zog.)
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Magelhäens Ferdinand
§. 107. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien. 319
Ñ. Die Gründung der englischen Herrschaft
in Ostindien.
§. 107. den Verlust in Nordamerila wußte sich jedoch Eng-
land in Asien zu entschädigen. Denn die Überlegenheit,
welche eö schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Ost-
indien über Frankreich errungen hatte, gab der e n g l i sch -
0 st i n d i s ch e n Handelscompagnie (§. 93 a. E.)
daselbst Gelegenheit zur Stiftung eines Reiches, welches an
Größe das Mutterland weit übertrifft und diesem zur höchsten
Machtentwickelung verhalf.
Schon 1652 hatte sich diese Compagnie in Bengalen
niedergelassen, 1685 eine eigene Waffenmacht aufgestellt,
1698 Calcutta zu einer Präsidentschaft erhoben und durch
glückliche Kriege im Dekan erweitert. Als darauf das Mogul-
reich im Kampfe mit den Mahratten und zuletzt durch den Ein-
fall des wilden persischen Radirschah's, welcher 1737 Delhi
verwüstete, rasch zu sinken anfieng, und sich die auf ihre
eigenen Kräfte verwiesenen Statthalterschaften dieses Reichs
zu eigenen mächtigen Reichen ausbildeten: so griff der Statt-
halter von Bengalen Calcutta an, um die wachsende
Macht der Britten zu vernichten. Aber eben dieses Ereigniß
war in der Hand Gottes „das Mittel, ihr in Indien festere
Grundlagen und eben damit der Predigt des Evangeliums
an mehr als 100 Millionen Heiden und Muhammedaner
eine Sicherung zu geben, wie sie dieselbe nur in wenigen
Ländern außer Europa sich zu erfreuen hat." Die Compagnie
schlug durch den aus Madras herbeieilenden Clive (ihren
nachmaligen ersten Generalgouverneur von Indien) den Ra-
bob zurück, vertrieb auch die Franzosen aus Bengalen, und
ließ sich von dem Großmogul gegen eine jährliche Rente von
1 Mill. Pfd. Sterling
1763 die Hoheit über Bengalen abtreten, und übte
von da an die eigentlicke Herrschaft über dieses Land aus.
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Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Nordamerila Asien Frankreich Bengalen Calcutta Bengalen_Calcutta Gottes Indien Europa Madras Indien Bengalen Bengalen
§. 108. Die französische Revolution. 321
der Mahratten, durch die neueste Eroberung einiger
Provinzen des Birmanenreichs und der Jndusmündungen
erstreckt sich heut zu Tag die britische Macht in Ostindien vom
Himalaya bis nach Ceylon, vom Indus bis zum Irawaddy,
und gebietet dort über mehr als 100 Millionen steuer- und
50 Millionen tributpflichtiger Menschen. Diese lassen sich
ihre Herrschaft um so mehr gefallen, da die Tyrannei der
alten Rajahs und Nabobs so unerträglich und zerstörend
war, daß die englische Gesetzgebung und Verwaltung mit
ihrer erhaltenden und schaffenden Richtung „eine wahre
Wohlthat für diese Völker" wurde.
Was die ostindische Handelsgesellschaft selbst betrifft, so
mußte sie 1773 die Oberaufsicht über die ostindischen Ange-
legenheiten der Krone England einräumen, und ihre drei
Präsidentschaften Calcutta, Madras und Bombay
einem gemeinschaftlichen Generalgouverneur unter-
stellen , den sie jedoch vorschlagen darf.
3 Die französische Revolution.
L. Fall des Königthums und Errichtung der Republik.
Z. 108. Allmählig war die Zeit gekommen, da die im Laufe
des 18. Jahrhunderts am Horizonte der Politik und Re-
ligion in bösen Dünsten aufgestiegenen Wolken in einem
furchtbaren Gewitterorkan sich entladen sollten.
In Frankreich hatte die Schuldenlast, welche Lud-
wigs Xiv Eroberungssucht und Ludwigs Xv (1715 —
1774) Verschwendungssucht bis auf 1000 Millionen Fran-
ken aufgehäuft hatte, den größten Abgabendruck, und dieser
die bitterste Unzufriedenheit hervorgerufen. Zugleich hatte
das schandbare Leben am Hofe Ludwigs Xv das König-
thum in Verachtung gebracht, und die freigeistischen Schriften
21
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ceylon Irawaddy England Calcutta Madras Bombay Frankreich Ludwigs Ludwigs König-
216
§. 78. Die pyrenciische Halbinsel.
Sforza (1450) den größten Th eil des Landes unterworfen.
Späterhin versuchte Kaiser Mar es vergeblich, Mailand wieder
an das deutsche Reich zu bringen.
Venedig, das seit dem Ende des 7. Jahrhunderts unter
selbstherrschendcn Dogen gestanden war, wurde im 12.Jahr-
hundert. ein aristokratischer Freistaat, in welchem bloß die
Adelsfamilien oder Nobili regierten, an deren Spitze der
Doge mit beschränkter Gewalt stand, von der er seit dem
11. Jahrhundert nur noch den Schatten besaß. Während der
Kreuzzüge gelangte diese Republik, als erste Seemacht,
durch den Besitz des levantischen Handels, der levantischen
Inseln, Candia's und Dalmatien's, zur größten Bedeutung,
und hatte bis 1493 den Welthandel in den Händen. Schon
zu Anfang des 15. Jahrhunderts aber verlor sie durch die
Landkriege mit ihren Nachbarn ihr Übergewicht zur See, und
durch die vordringende Türkenmacht ihre meisten Besitzungen
im Orient.
Die Republik Genua hatte kein unbedeutendes Gebiet,
gieng aber zum Theil durch ihren Kampf mit Venedig, mehr
aber noch durch beständige innere Parteiungen zu Grunde,
und kam zuletzt im 14. und 15. Jahrhundert abwechselnd
unter mailändische und französische Herrschaft.
Im nordwestlichen Italien erlangten im 15. Jahrhundert
die Grafen von Savoyen und Piemont die Herzogswürde,
eben so das Haus Este die Herzogswürde über Ferrara
und Modena, und die Familie Gonzaga die Markgrafen-
würde über Mantua.
2. Die pyrenäische Halbinsel.
78. Aas unabhängige Chalifat, das nach der Eroberung
Spaniens durch die Araber (s. §. 69 a. E.) der allein übrig
gebliebene Ommajade Abderrahman l zu Cordöva ge-
gründet hatte, befestigte sich unter dem tapfern, weisen und
keuntnißreichen Abderrahman Ii, ohngeachtet es gegen die
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137
tz. 53. Der erste punische Krieg.
nur eines Blicks auf das nahe Sizilien, wo bereits der mäch-
tige Handelsstaat Karthago von Afrika aus Fuß zu fassen
begonnen hatte.
Karthago, eine im 9. Jahrhundert v. Ehr. gegründete
phönizische Colonie, war anfangs von seinem Mutterstaate
Tyrus abhängig, hatte sich aber im Laufe der Zeit frei ge-
macht und mit andern gleichfalls frei gewordenen phönizischen
Pflanzstädten auf der afrikanischen Küste zu einem Städte-
bunde vereinigt und nach und nach die Oberherrschaft über
denselben bekommen.
Dadurch und durch Anlegung neuer ihm tributpflichtiger
Colonieen gebot Karthago bald fast über den größten Theil
der Nordküste Afrika's. Auch hatte es sich schon außer
Aftika auf verschiedenen Inseln des Mittelmeers (auf Sar-
dinien, Korsika, Malta, den Pithyusen und Balearen) festge-
setzt; selbst auf der Westküste Afrika's und auf der pyrenäi-
schen Halbinsel hatte es Colonieen.
Karthago's innere Verfassung hatte mit der des Mutter-
landes Ähnlichkeit. An der Spitze des Ganzen stund ein
Senat; den Vorsitz im Senate hatten zwei Suffe ten; der
Volksversammlung waren gleichfalls gewisse Rechte einge-
räumt, die aber, als allmählig ein reicher Adelsstand sich
bildete, immer mehr geschmälert wurden. Die Religion der
Karthager war der phönizischen ähnlich (Baal, Astoroth, Mo-
loch rc.); doch nahmen sie auch Theile fremden Cultus und
fremde Gottheiten bei sich auf; Priester aber hatten bei ihnen
keinen Einfluß. Von einem höhern geistigen Leben
bei ihnen hat man wenig Spuren, indem ihr ganzes
Streben bloß auf die „materiellen Interessen" (Schifffahrt,
Handel, Industrie) zum Zwecke des Reichthums und seiner
Genüsse gerichtet war.
Schon frühe hatten die Karthager Versuche auf Sizilien
gemacht, aber das mächtige Syrakus war ihnen ent-
gegen getreten. Doch bald nach der mißglückten Unternehmung
der Athener gegen Syrakus (s. o. §,39) setzten sie sich
auf Sizilien fest, und weder der Tyrann Dionysius I
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Extrahierte Personennamen: Baal Dionysius
Extrahierte Ortsnamen: Sizilien Karthago Afrika Karthago Tyrus Karthago Korsika Malta Astoroth Sizilien Syrakus Syrakus Sizilien
238
tz. 87. Entdeckungen und Erfindungen.
i». Entdeckungen und Erfindungen als Vorboten
der neueren Zeit.
87. Ist überhaupt das 15. Jahrhundert reich an wichtigen
Erscheinungen und Bewegungen gewesen, so ist es besonders
die letzte Hälfte desselben, aus welcher eine Reihe der be-
rühmtesten Namen — wie z. B. in der Kunst: Leonardo
da Vinci, Rafael, Michel Angelo, Albrecht Dü-
rer, Correggio; Ariosto;in der Wissenschaft: Coper-
nicus; Theodor Gaza, Reuchliir, Erasmus re.—
hervorleuchten, die entweder den Abschluß einer kaum zu
übertreffenden Vollendung im Gebiete ihres Wirkens, oder
den Eintritt in neue Bahnen des Geistes bezeichnen und
zum Theil in den Anfang des 16. Jahrhunderts herüber-
reichen. Einige aber waren besonders ausersehen, eine
neue Zeit, die sich gegen das Ende des 15. Jahrhunderts
allenthalben vorbereitete, durch äußerst folgenreiche
Entdeckungen und Erfindungen einzuleiten.
Die in der zweiten Hälfte jenes Jahrhunderts von den
Portugiesen unternommenen Seefahrten hatten nach der
Entdeckung der Westküste Afrika's (s. §. 77 a. E.) bereits
zur Entdeckung des Vorgebirgs der guten Hoff-
nung durch Bartholomäus Diaz geführt. Der Wunsch
der Seefahrer jener Zeit gieng vorzüglich dahin, einen See-
weg nach Indien zu finden, und während die P o r t u g i e-
sen den östlichen Weg einschlugen, glaubte der Genuese
Christoph Colombo ihn westlich nehmen und an In-
diens Ostseite landen zu können. Da ihn weder Genua,
noch Portugal dabei unterstützen wollten, wendete er sich
an Ferdinand undjsabella von Spanien, und er-
hielt endlich drei Schiffe zu seiner Unternehmung. Schon
war er neun Wochen lang immer westwärts auf dem at-
lantischen Meere gefahren, ohne Land zu sehen; schon hatte
er seinen Seeleuten versprechen müssen, wieder umzukehren,
als man am 12. Oktober 1492 Land erblickte, und die nun
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320 §. 107. Gründung der englischen Herrschaft in Ostindien.
Diese ließ sich aber nur durch Kriege und Eroberungen
behaupten. Nachdem die Compagnie auch den König von
Oude zur Abtretung der Provinz Benñres gebracht hatte
und bereits Beherrscherin von 30 Mill. Menschen war, be-
gann sie einen Krieg mit dem eben so tapfern als klugen
Hyder Ali, dem Sultan vonmpsore, mußte aber,
ohne etwas auszurichten, bald Frieden schließen. Hierauf
benützte sie die Uneinigkeit der Mahrattenstaaten und
begann 1774 mit denselben eine Reihe ungerechter Kriege.
Zwar hatten die Franzosen gleich anfangs den Hyder
Ali zur Unterstützung der Mahratten vermocht, aber die
Engländer hielten die Verbündeten auseinander, und als
es 1782 zu einem Frieden mit den Mahratten kam, starb
Hyder Ali, und sein Sohn Tippo Sahib ließ sich zwei
Jahre darauf zum Frieden bewegen. Dadurch wurde die
englische Herrschaft in Indien gerettet, wiewohl die großen
Kriegsanstrengungen den Ungeheuern Geldgewinn, den die
Compagnie aus dem Besitze dieses Landes zog, meist ver-
schlungen hatten.
In einem neuen Kriege, der 1790 zwischen Tippo
Sahib und den Engländern ausbrach, mußte derselbe die
Hälfte seines Reiches abtreten, und während ein Mahratten-
staat nach dem andern eine Beute der Engländer wurde, ver-
lor in einem neuen blutigen Kriege mit ihnen
1788 der unglückliche Tippo Sahib vollends Thron und
Leben. jdte Engländer bekamen mit der Eroberung seiner
Hauptstadt Seringapatnam ungeheure Reichthümer in
die Hände, und vereinigten nun den größten Theil dieses
Reichs mit ihrem Gebiete.
Nachdem sie während der französischen -Revolution auch
die vielen ehemaligen Besitzungen der Franzosen und Holländer
in Asien erobert hatten, waren nur noch einzelne Staaten
der Mahratten übrig, die 1803 auch noch den letzten
Rest des durch dieselben gestürzten Mogulreiches besaßen.
Durch die endliche, im Jahr 1817 erfolgte Unterwerfung
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